Mit dem V8 zielte die Firma GLAS auf eine Käufergruppe, die wenige Jahre zuvor noch niemand in Dingolfing "auf dem Schirm" hatte. Der Marktführer bei der Produktion von Kleinwagen wollte mit dem neuen Modell in die Chefetagen der Wirtschaft eindringen. Ein exklusives Modell mit einem Achtzylinder und hübschen italienischem Blechkleid sollte dies ermöglichen. Dazu kam ein attraktiver Preis von knapp über 20.000 DM.
Doch das Image des Goggomobil Herstellers saß tief in den Köpfen der angestrebten Interessenten und passte nicht so recht zu diesem Luxuscoupé. Der Imagewechsel war nicht einfach. (Gleiches musste viel später z.B. auch Audi erfahren, als die Firma das Hosenträger-Image des Buchhalterfahrzeugs abstreifen wollte, um zu einem Hersteller mit sportlichem Image im Premium Segment zu wechseln.)
1966 kam noch die Wirtschaftskrise dazu, so dass insgesamt nur 718 Fahrzeuge hergestellt wurden. Nach dem anfänglich gebauten GLAS 2600 V8 kam bald der durchzugsstärkere 3000 V8.
Wer sich heute für solch ein Fahrzeug interessiert, tritt in den kleinen Kreis derjenigen ein die ein deutsches Auto mit Achtzylindermotor fahren möchten. Am häufigsten wird der V8 3,0l gesucht. Ab Fahrgestellnummer 730 ist das Typenschild von BMW.
Ich betrachte einmal zwei Zustandskategorien:
Zustand 2
Ein Fahrzeug in diesem Zustand zeigt bei der Innen- und Außenansicht keine Mängel.
Technik / Karosserie
· Der Motor ist voll funktionsfähig neu aufgebaut und läuft einwandfrei. Kein Bläuen kommt aus dem Auspuff. · Bei der Prüfung auf mechanische Geräusche achten und wenn möglich eine Kompressionsprüfung vornehmen.
· Auf der Hebebühne schaut man sich das Auto sehr genau von unten an.
· Alle Gummis und Achslager sind erneuert. Beim Drehen des Lenkrades darf kein Spiel erkennbar sein. Der Boden und alle Achsteile sind neu lackiert bzw. konserviert.
· Die Bremsscheiben an den Rändern auf Verschleiß prüfen (Mindestmaß), die Bremssättel vorn und hinten sollten überholt sein. An der Hinterachse müssen die Simmerringe der Radnaben erneuert sein.
· Das Differenzialgetriebe darf keine Ölspuren aufweisen, der Austausch der Simmerringe erfordert die sehr aufwändige Zerlegung des Differentials mit anschließender Neujustierung des Räderspiels.
· Das Schaltgetriebe macht in der Regel keine Probleme.
· Die Niveaumaten, die das Auto mittragen, sollten in Originalausführung sein und volle Funktion haben. Es gibt sie wieder im Nachbau. Bei einer Probefahrt ist leicht zu prüfen, ob das Fahrzeug hängt.
· Von unten sollten Schweller, Radhäuser, Maske, A-Säule, Stehwände, Heckblech und Türkanten rostfrei sein.
· Bei der A-Säule auf die Verstärkungshutze achten, sie sollte überhaupt an Ihrem Platz sein. Sie wird bei der Restaurierung gern vergessen.
· Die Reserveradmulde auf Rost überprüfen.
Außenansicht
· Der Lack ist flächenmäßig glatt, eventuell kann man die Lackstärke messen.
· Alle Lampen müssen makellos sein, die Chromeinfassungen und Leisten generell sollten gut im Chrom und wie neu aussehen.
· Die Reifen sind das billigste, wenn sie älter sind (Standschäden), ist die Erneuerung nicht sehr teuer.
· Die Front- und Heckscheibe, sowie die Seitenscheiben sollten keine Kratzer aufweisen, die Fenstergummis dürfen keine Risse haben.
Innenraum
· Innen sollte der Himmel erneuert sein, denn die alten Schaumstoffe lösen sich auf und das originale Material fällt herunter.
· Die Inneneinrichtung sowie das Armaturenbrett sollten ohne Beschädigungen sein, Teppich im Innenraum und Kofferraum neuwertig.
· Alle Schalter und Hebel sowie Einbauten wie z. B. das Radio müssen funktionieren.
Ein Fahrzeug im Zustand 2 kann zur Zeit 40 bis 50 Tausend Euro kosten. (Stand 2011)
Zustand 4
Jetzt wird es schwieriger. Wenn der V8 einen Zustand von 4 und/oder 5 hat, ist das Blechkleid das wichtigste. Grundsätzlich sollte das Auto vollständig sein - alle Teile an ihrem Platz.
· Die Maske oben und unten darf nur Rost aufweisen. Die Motorhaube hat meist an den Ecken kleine Durchrostungen. Kotflügel und Lampentöpfe sind fast immer durchgerostet. Meist sind Blinker und Lampenringe noch brauchbar.
· Stoßstangen vorn und hinten sind aus Edelstahl, hier auf Beschädigungen achten.
· Die Radhauskanten dürfen nur Rost haben. Der Boden innen sollte heil sein. Die Schweller sind meistens durchgerostet.
· Die A-Säulen sind ein Problem. Um da ranzukommen, muss der Kotflügel ab- oder quer durchtrennt werden. Das A-Säulenblech ist oft weggerostet. Die Verstärkungshutze ist auch meist nicht mehr vorhanden (siehe oben). Die Hutze ist für die Verstärkung der Türscharniere zwingend erforderlich. Die Reparatur ist aufwändig.
· Auch die Türböden anschauen. Das hintere Radhaus ist meistens innen durchgerostet.
· Die Verglasung sollte vollständig und intakt sein.
· Die hintere Schürze im Bereich der Rückleuchten auf Rost prüfen, am Anschluss des Bodenblechs auf Durchrostung achten. Der Kofferdeckel ist unten an den Ecken meist durchgerostet, dies ist schwer zu reparieren.
· Der Lack ist unwichtig, da er immer runter muss. Alte und neue Lacke vertragen sich meist nicht, die Karossen aus Italien hatten von Haus aus Rost vom Transport über die Alpen.
· Die Blechteile sind an den Übergängen oft verzinnt, um die Passung herzustellen (original).
· Der Motor kann von der Standzeit her fest sein, er ist aber oft noch machbar. Es dürfen allerdings keine Anbauteile fehlen, da sie sehr schwer zu bekommen sind! Den Motorraum grundsätzlich auf Vollständigkeit aller Nebenaggregate und Anbauteile prüfen. bild 19
· Das Armaturenbrett und die Armaturen sollten brauchbar sein, die Inneneinrichtung möglichst vollständig.
· Türpappenunterteile gibt es im Nachbau, die Restauration der gesamten Inneneinrichtung ist aber kostenintensiv.
· Der Himmel ist meistens abgefallen, aber den gibt es im Nachbau.
Ein V8 in diesem Zustand kostet zwischen 6 und 8 Tausend Euro.
Wenn auch noch Kotflügel, Radhauskanten, Schürze vorn und hinten, Türen, Boden und die Stehwände durchgerostet sind und das Auto unvollständig ist, ist der V8 im Zustand 6. So ein Auto ist eigentlich nur noch für Ersatzteile geeignet, da die Blecharbeiten sehr teuer sein können, es sei denn, der Blechschlosser ist man selbst.
Ersatzteilsituation
Auf Grund der geringen Stückzahl gab es vor 45 Jahren schon recht wenig Ersatzteilbestände bei den Händlern. Blechmäßig gibt es fast keine Teile zu kaufen. Ausnahmen sind wenige Restbestände aus Nachfertigungen von vorderen Kotflügeln und Schwellern, so dass man bei dem sehr rostanfälligen Wagen mit vielen Ecken und Winkeln unbedingt einen Fachmann zur Karosseriereparatur benötigt.
Technisch sieht es besser aus. Motorteile sind noch viele erhältlich bzw. werden nachgefertigt. Auch neue AT-Getriebe sind noch vorhanden. Von der Vorderachse werden fast alle Teile nachgefertigt, hinten werden die Niveaumaten Bild 8 wieder original hergestellt.
Es gibt auch noch viele Zier- und Anbauteile. Die Preise sind allgemein recht hoch, da Nachfrage und Stückzahl sehr gering ist.
Fazit
Ich empfehle, immer einen kompetenten Berater zur Besichtigung mitzunehmen. Das bessere Auto ist auch in der Regel der bessere Kauf.
Ich helfe gern, wenn ich kann, mit Info, Teilen und Tipps. Oft weiß ich auch, wer grad einen V8 anbietet oder ich habe selbst einen im Angebot.