14.07.2023
Am 30. April 2023 fand wieder unsere jährliche Oldtimertour, diesmal mit 36 Autos, statt. Wir starteten in Großbeeren in Brandenburg und folgten der Route im Roadbook bis nach Prag. Nach einer erlebnisreichen Woche ohne Unfälle und größere Schäden verabschiedeten wird uns am 6. Mai 2023 in Prag und fuhren wieder in alle Himmelsrichtungen nach Hause.
Den Auftakt bildete diesmal ein Museumsbesuch in Großbeeren. Auf einem unscheinbaren Grundstück versteckte sich ein mit viel Hingabe gestaltetes kleines Privatmuseum, welches uns die Militärgeschichte der Preußen bis in die Neuzeit nahebrachte.
Dort sahen wir die, in Miniatur nachgestellte, Schlacht in Großbeeren zwischen den Truppen Napoleons und der Preußen. Die Preußen, die bei strömenden Regen angriffen, trugen den Sieg davon und verhinderten somit, dass Napoleon Berlin einnehmen konnte.Die Betreiber haben mit besonderer Hingabe viele Ausstellungsstücke aus allen Epochen der Militärgeschichte zusammengetragen. In einem gesonderten Gebäude sahen wir Ausstellungsstücke der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee (DDR) bis hin zum Auto, in dem der damalige Armeegeneral die letzte Parade in der DDR abnahm.
Weiter gings ins Museum für Stadt und Technik nach Ludwigsfelde, das sich im 1886 errichteten Backsteinbau des ehemaligen Bahnhofes befindet. 1936/37 wurde im Ort, mit Blick auf den 2. Weltkrieg, ein großes Flugzeugmotorenwerk errichtet. Nach dem Krieg demontierten die Russen das Werk. Erst 1952 begann man in der DDR mit der Errichtung des späteren LKW-Werkes mit rund 10.000 Beschäftigten. Die Ära endete mit der Wiedervereinigung. Der letzte IFA W50 verließ am 17.12.1990 das Werk. Seit 1991 führt Daimler-Benz die Tradition des Industriestandortes fort.
Die Tour am 2. Tag führte uns 320 km nach Torgau, Colditz und anschließend zu unseren Hotels nach Pirna.
Viele von uns machten in Torgau einen Stopp und besichtigten das Schloss, samt den Braunbären. Vom Turm aus hatte man einen beeindruckenden Blick auf Land und Elbe. In der Nähe von Torgau trafen im April 1945 amerikanische und russische Truppen aufeinander. Das dazugehörige Foto wurde allerdings auf der zerstörten Brücke von Torgau gemacht. Das sah einfach dramatischer und heroischer aus. Auch damals gab es „Fake News.“
Weiter nach Colditz. Im dortigen mächtigen Renaissance-Schloss wurden während des 2. Weltkrieg alliierte Offiziere gefangen gehalten, die sehr einfallsreich bei ihren Fluchtversuchen waren. Insgesamt waren von etwa 300 Fluchtversuchen 31 erfolgreich. Einige Fluchttunnel der legendären Ausbruchsversuche sind heute noch zu sehen. Ab 1945 wurden dort, in der nun russischen Besatzungszone, Adelsfamilien gefangen gehalten. Von 1946 bis 1996 wurde es als Krankenhaus genutzt. Heute ist es Museum und Gedenkort.
Auf dem Weg nach Pirna durchfuhren wir schöne Landschaften mit vielen blühenden und herrlich duftenden Rapsfeldern und erblickten auch das eine oder andere Storchennest.
In Pirna trennen sich die Wege. Die eine Gruppe übernachtete im Romantik Hotel und die andere im Hotel Elbparadies.
Wie die Zeit vergeht. Am Dienstag, Tag 3, bewegten wir die Autos nur 71 km. Dieser Tag führte uns nach Dresden. Wir parkten unsere Schätzchen und ließen uns mit dem Bus durch die Stadt chauffieren und lauschten den Ausführungen der Stadtführerin. Nach 90 Minuten ging es weiter, diesmal mit der Schwebebahn hinauf zum „Weißen Hirsch“, einem Stadtteil von Dresden. Dort genossen wir die Aussicht und tranken einen Kaffee.
Wieder unten angekommen, brachten uns unsere Oldtimer zum Millitärhistorischen Museum der Bundeswehr. Die einen genossen ausgiebig das Museum, die anderen den Kaffee und das Essen.
Auf der Weiterfahrt ging es vorbei am Flughafen Dresden Klotzsche, von dem 1958 das erste deutsche düsenangetriebene Verkehrsflugzeug abhob. Das Prestigeobjekt der DDR endete 1959 in einer Katastrophe. Die Absturzursache wurde der Bevölkerung verschwiegen.
Wieder in Pirna trafen sich beide Gruppen im Elbparadies zum gemeinsamen Abendessen.
Am nächsten Morgen hatten wir eine Rundfahrt durch das Elbsandsteingebirge auf dem Programm. Bei schönstem Sonnenschein begannen wir die Tour entlang der Elbe. Linkerhand fiel der Blick auf gepflegte Villen und Gärten und rechts auf die vorbeifließende Elbe. Wir ließen das Elbtal hinter uns und fuhren durch eine hüglige und kurvenreiche Landschaft mit vielen kleinen Dörfern und blühenden Feldern.
Etwa 10 km fuhren wir auf der ehemaligen Strecke des Groß Deutschlandrings. Begonnen wurde der Bau bereits 1919. Das erste Hohnsteiner Bergrennen wurde1926 vor 10.000 Zuschauern ausgetragen. 1933 begann der Ausbau zum Deutschlandring. Die Straße wurde verbreitert, die Kurven bis über 20 Meter ausgebaut und man staune, es gab bis zu 250.000 Parkplätze. 1939 wurde der Ring eingeweiht und 1940 war ein Rennen geplant, das aber nicht mehr stattfand. Heute ist der Deutschlandring nur noch eine gut ausgebaute Straße.
Vorbei am Schloss Königsstein, an den imposanten Felsmassiven des Elbsandsteingebirges mit Bastei und Königsstuhl überquerten wir für einen kurzen Abstecher die Grenze nach Tschechien. Die vielen bunten Verkaufsstände mit Blumen, Hüten und allerlei Nippes machten deutlich, dass wir in Tschechien sind. Dort trafen wir auch den einen oder anderen „Oldie“ bei tschechischem Essen und die Beifahrer beim guten tschechischen Bier wieder.
In Rathen legten wir noch einmal einen Stopp ein, um in der Sonne und angenehmen Temperaturen am Elbufer die Aussicht zu genießen und uns mit Eis und Bratwurst zu stärken.
An diesem Abend amüsierten wir uns alle im Theater von Tom Pauls, der uns mit Anekdoten aus seinem Leben und mit Unterstützung seiner Band mit guter Musik unterhielt und zum Lachen brachte. Die „Romantiker“ gingen zu Fuß in ihr Hotel und die anderen warteten auf die Taxis, die sie ins „Paradies“ fuhren.
Donnerstag. Nun auf nach Prag in die Goldene Stadt, dort wo Smetana der Moldau ein musikalisches Denkmal setzte und die erste Universität in Europa 1348 gegründet wurde. Prag wurde im Krieg nicht zerstört und somit sind die Häuser im überwiegend gotischen und barocken Baustil prägend für diese Stadt. Prag zu beschreiben ist schwierig, man muss da gewesen sein und das nicht nur einmal.
Aber die Stadt sollten wir morgen sehen und vor allem erlaufen. Den Höhepunkt dieses Abends bildete der Besuch des Restaurants, das sich auf einem Hügel direkt neben dem Hotel befand. Das Außergewöhnliche an diesem Restaurant ist, dass man direkt aus der Lobby des Hotels mit einer Seilbahn zum Restaurant fährt. Mit einem Glas Sekt in der Hand hatten wir einen atemberaubenden Blick über Prag und ließen bei gutem Essen den Tag ausklingen.
Der nächste Morgen startete wieder mit Sonnenschein und wir wollten die Stadt erobern. Die engen verwinkelten Gassen und die vielen Treppen machen eine Stadtrundfahrt mit den üblichen Tourbussen unmöglich. Unsere Stadtrundfahrt führte uns um die Innenstadt herum und endete an der Prager Burg. Weiter ging es zu Fuß entlang der wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten. Beginnend an der Prager Burg, über die Karlsbrücke, vorbei an Gebäuden der Universität, zur mittelalterlichen Rathausuhr, auch Aposteluhr genannt und vorbei an der ältesten aktiven Synagoge zum Schiffsanleger an der Moldau. Dort folgte bei herrlichstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen eine einstündige Tour auf der Moldau.
Abends traf man sich in kleinen oder größeren Gruppen in verschiedenen Lokalitäten bei deftigem Essen und gutem Bier.
Unser letzter Tag brach an und wir verließen Prag wieder. Heute fuhren wir nach Melnik, eine Stadt in Mittelböhmen, etwa 30 km von Prag entfernt.
Hier mündet die Moldau in die Labe (Elbe) und fließt weiter als Elbe. Von einer höhergelegenen Terrasse kann man den Zusammenfluss gut sehen. Das gut organisierte und schöne Programm war nun leider schon wieder vorbei. Es war wieder eine gelungene Veranstaltung und wir freuen uns auf das nächste Jahr.
Kerstin Richter