Das E-Goggo

 

 

 

Kauf und erste Restauration  

Das Goggomobil Coupé ist Baujahr 1967 und kommt aus Kiel. Sein Vorbesitzer hatte sich gerade einen großen alten BMW (Barockengel V8) gekauft und wollte sich nun von den über viele Jahre gesammelten Goggoteilen samt Goggo trennen. Beide Autos zu halten war ihm zu viel. 

  

   

 

 

 

Zu Hause wurde dann das Chassis von meinem Vater und mir komplett im eigenen Keller restauriert. Mit dem dann fertigen Fahrgestell habe ich erstmal auf einer abgelegenen Straße gokartmäßig kurze Testfahrten absolviert. 

 

Das Coupé wurde nach dem Kauf komplett zerlegtMit diesem „Gocart“ machte ich erste Fahrversuche

 

Nach der Restauration fuhr ich viele Jahre zu jeder Jahreszeit mit dem Goggo, erst zur Uni und später zur Arbeit. Der Wagen hat mich nie im Stich gelassen. Einen kleinen Unfall hatte ich, als mir im Winter eine Polofahrerin, die die Kurve geschnitten hatte, entgegenkam und auf der vereisten Straße nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Das hat zu einer kleinen Delle am rechten Frontscheinwerfer geführt, die aber nicht repariert wurde.

Irlandfahrt 1993  

1993 ging es für das kleine Auto zusammen mit einem Studienkollegen auf große Reise. Zur Irlandfahrt gibt es zu sagen, dass wir ohne irgendwelche technischen Defekte 4.600 km unterwegs waren.

Zu einem lustig-spannenden Erlebnis wurde eine nächtliche Polizeikontrolle in Belgien. Die Beamten wollten, dass wir die Motorhaube öffnen und zeigten auf den Frontbereich. Da war nur nix zum Öffnen. Das war Ihnen schlicht unbegreiflich. Als wir dann nach hinten gingen, um hier die Motorhaube zu öffnen, fiel Ihnen die Kinnlade endgültig herunter. Da war ja der Motor und kein Gepäckraum wie erwartet. Sie haben dann noch eine ganze Weile staunend den Innenraum und die Ecken inspiziert, wo wir unsere Vorräte, Kleidung und die Zeltausrüstung verstaut hatten. Mit dem Nötigsten waren wir ausgerüstet, jedes Teil hatte seinen Platz und das Bepacken war nach einem ausgeklügelten System erfolgt.

Brenzlig wurde das Teilstück nach der Fährüberfahrt in Dover. Da war es bereits dunkel und alle LKW waren bergauf deutlich schneller als wir. Ich konnte meinen Blick vom Rückspiegel kaum lösen und musste schließlich auf den Standstreifen ausweichen. Mit eingeschaltetem Warnblinklicht fuhren wir hier weiter, um nicht von hinten überrollt zu werden. Die LKW gehen einfach nicht von einem noch langsameren PKW aus.

Gecampt haben wir immer wild, da wo wir gerade angekommen waren. Das Goggomobil war ein ständiger Türöffner zu Leuten jeder Altersgruppe. Wir wurden immer sofort angesprochen und freundlich bis mitleidsvoll behandelt. Irische Landwirte boten uns des Öfteren Milch oder Käse an, was jedes Mal ein Genuss war.

 

Camping in Irland

 

Geendet hätte die Fahrt beinahe nach einer Übernachtung in einem verfallenen Bauernhaus. Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollten, mussten wir feststellen, dass der Schlüssel noch im Zündschloss steckte und beide Türen verriegelt waren. Darauf folgte ein mehrstündiger Versuch, das Goggo ohne großen Schaden aufzubrechen. Kurz vorm Aufgeben kam uns dann noch die Idee, es mit einem Draht zu versuchen. Ihn schoben wir unterhalb der Heckscheibe durch das Fenstergummi bis vorne zum Türgriff. Damit ist es uns nach scheinbar endlosen Fehlversuchen endlich gelungen, den Türgriff zu betätigen und das Coupé ganz ohne einen Kratzer aufzubrechen.

Da die Fahrt mehrere Tausend km lang war, mussten wir einmal noch die hinteren Kreuzgelenke abschmieren. Das war eigentlich nicht geplant und ohne Werkzeug nicht machbar. Doch auch da kam uns sofort ein Landwirt zu Hilfe. Er lotste den Wagen kurzerhand auf seine Bühne und mit der Fettpresse, die er sonst für seinen Trecker verwendete, gelang das Abschmieren der Lager.

Ansonsten haben wir fleißig Gemisch getankt und uns über die herrliche Landschaft und die netten Leute und natürlich das Guinness Bier gefreut. Das Reisen im Goggo ist zwar langsam, aber man bekommt viel mehr von der Gegend mit. Und nicht vermissen wollten wir die vielen Gespräche, die durch das Goggo ausgelöst wurden.

 

 

Umbau zum Cabrio

Einige Jahre später kam meinem Vater der Gedanke, mein Coupé zu einem Cabrio umzubauen. Die Anregung dazu kam aus den GLAS Clubnachrichten (Heft 33), die zum Thema viele wertvolle Anregungen und Bilder enthielt. So wurde das Coupé - erneut in Eigenregie - unter dem heimischen Carport zu einem Cabrio umgebaut.

 

Die Fensterrahmen blieben stehen

 

Interessant und besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang nur noch der TÜV-Termin. Die Abnahme als Cabrio bestand darin, dass der Prüfer mit einem Vorderrad auf den Bordstein fuhr und dann probierte, ob sich die Tür noch öffnen ließ. Das ging und damit bekam das Goggo die Cabrio-Zulassung.

 

Dornröschenschlaf und eine Idee

So schön meine Zeit mit dem Goggo auch war, es kam wie es kommen musste. Beruf und Familie verlangten nach anderen Fortbewegungsmitteln und es stellte sich die Frage: Verkaufen oder behalten? Ich konnte es nicht übers Herz bringen, meinen treuen Weggefährten abzugeben und so wurde das Goggo samt Ersatzteilen eingemottet. Über viele Jahre wartet er so im Dornröschenschlaf darauf, irgendwann wieder zum Leben erweckt zu werden.

 

Im Dornröschenschlaf in der Garage

 

Eines Tages stolperte ich zufällig über ein Projekt, das die RWE mit Auszubildenden umgesetzt hatte. Sie haben eine Heinkel Kabine auf Elektro umgebaut. Sofort war mir klar: Das ist es, das mache ich mit dem Goggo auch! Ein Superprojekt, gerade auch für den Ausbildungsbereich, zumal man das Auto danach auch wunderbar nutzen kann, um Ausbildungsmarketing zu betreiben. Also bin ich kurzerhand zur RWE gefahren und habe mir dort das Projekt angesehen und insbesondere die Erfahrungen aufgesogen, die die Kollegen gemacht hatten. Unterm Strich begeisterte mich der Umbau und der Entschluss für dieses Projekt war gefestigt.

Ich habe daraufhin das Cabrio „wachgeküsst“ und nochmal ein Wochenende lang geschraubt, denn es war eine Frage der Ehre, aus eigener Kraft mit dem Goggo vom Hof zu fahren.