Das ist Le Mans 2010

Wer kennt sie nicht, die 24 Stunden von Le Mans. Bereits als Kind hat sich das bei mir eingeprägt, wenn einmal jährlich die Automobilhersteller und großen Teams die Herausforderung annehmen, ihre Fahrzeuge 24 Stunden lang - egal ob bei strömendem Regen oder unerträglicher Hitze - in einer mörderischen Materialschlacht mit den besten der Welt zu messen. Bereits seit 1923 werden diese Rennen in Le Mans, ca. 150 km südwestlich von Paris, ausgetragen.

Rennstrecke von Le MansNeben diesem jährlichen Ereignis findet seit 2002 alle zwei Jahre jetzt auch die Le Mans Classic statt, wo sich historische Fahrzeuge, aufgeteilt in sechs Klassen nach Baujahren, ebenfalls den Rivalen stellen. Sie hat sich als das größte und ultimativste Oldtimerrennen weltweit etabliert. Es ist einfach brachial, wenn sich nach der Einführungsrunde das Pacecar von der Strecke entfernt und die berühmten Porsche 917 ihre zwölf Zylinder mit ohrenbetäubendem Lärm ihre Kraft entfalten lassen, so dass man es auf der Tribüne ohne Ohrenstöpsel nicht aushält. Aber auch die BMW M1 und die Ferrari 275 GTB stehen mit ihrem Brüllen dem nicht viel nach. So erkennt man schon nach kurzer Zeit von jedem Typ das ihm eigene Motorengeräusch. Besonders das sonore Brabbeln der großen Achtzylinder von den Corvettes und den Shelby Cobras lassen erkennen, dass hier jedes einzelne PS heraus gekitzelt wurde. Der SAAB 93 GT läuft dagegen mit seinen zwei Zylindern wie eine kreischende Nähmaschine.
Die Fahrzeuge fahren in Ihren Klassen nacheinander jeweils drei Mal 45 Minuten auf dem etwas mehr als 13 km langen Kurs, so dass sie während der 24 Stunden auf jeden Fall am Tag und in der Nacht auf der Strecke sind. Dabei ist während des Rennens ein Fahrerwechsel vorgeschrieben.
Diese Zeit ist lang genug, denn auch hier kämpfen die Teams um die besten Zeiten, die nach allen drei Rennen zusammengezählt werden. Die meist überaus wertvollen Fahrzeuge oder auch Einzelstücke fahren auf dem schmalen Grad zwischen Sieg und Materialvernichtung. Oft sind für die Fahrzeuge keine Teile mehr zu bekommen, sondern müssen zu schwindelerregenden Preisen nachgefertigt werden.
Neben diesem besonderen Rennsportereignis hat sich Le Mans auch zum größten Oldtimertreffen in Frankreich entwickelt. Man findet dort die seltensten Automarken, besonders natürlich mit frankophilem Einschlag. Ungefähr 7.000 Oldtimer, die meist auf Clubarealen präsentiert wurden, konnte man hier besichtigen.

Die Anreise

Zwischenstopp in Itterswiller/ElsaßHelmut Riemer hatte die Idee, mit dem GLAS auf eigener Achse nach Le Mans zu fahren. Er sprach mit Eric Mattern aus dem Elsaß, der Eintrittskarten und einen Platz beim BMW Club France organisierte. Weiterhin konnte Helmut noch Bernd Ollendorf, Hans-Hermann Walter, Jürgen Wendt, Herbert Strick, Werner Neff mit MG-Freund Wolfgang, Helmut Hajek mit Bruder Claus und mich mit Porsche-Freund Reinhard für die mehr als 2.000 km lange abenteuerliche Fahrt im GLAS begeistern.
Am Mittwoch, den 7. Juli fuhren wir in München mit zwei GLAS GT los und übernachteten in Ittersviller im Elsaß. Nach einem ausgiebigen Mahl ging es dann am nächsten Morgen mit Eric und seinem Sohn weiter auf die 700 km lange Tagesetappe Richtung Le Mans. Unterwegs trafen wir noch Werner und Wolfgang, die sich unserem GLAS-Tross anschlossen.
Die zweite Gruppe startete am Donnerstag in Niederzier am Niederrhein in der Nähe von Düren bei Herbert Strick. Bernd Ollendorf und H.-H. Walter mussten früh aufstehen, um rechtzeitig zur Abfahrt vor Ort zu sein, aber letztendlich haben alle ihr Ziel wohlbehalten erreicht.
Am Freitag fuhren wir zum Renngelände, wo wir schon vom BMW-Club France mit reservierten Parkplätzen erwartet wurden. Clubpräsident Guy Guillot und der ehemalige Präsident Bernard Blondeel begrüßten uns recht herzlich und auch unser Clubmitglied Michel Pajot war zur Begrüßung erschienen.
Helmut hat sofort den neuen Fahnenständer montiert und gemeinsam mit den Kollegen die GLAS- Fahne gehisst.

Erste Eindrücke

Neues Mitglied Marc-Antoine Colin links neben Eric Mattern und Jacques PaquereauKurze Zeit später traf Michel Sarrazin mit seiner Frau in seinem GLAS V8 ein. Michel besucht mit seiner Familie bereits seit zwei Jahren unsere Jahrestreffen und ist sehr begeistert. Dieses Jahr hat er mit seiner Frau eine große Europatour durchgeführt und viele Orte in Deutschland besucht. Leider war sein V8 noch nicht einsatzbereit und so musste er mit dem Alltags-BMW die Tour durchführen.
Also stürmten wir los in das große Getümmel und besichtigten bei durchschnittlich 32 Grad über das ganze Wochenende die Vielzahl der Verkaufsstände und die verschiedenen Fahrerlager. Mich beeindruckte besonders das rege Treiben auf den Straßen. Dort wurden mit kleinen Servicewagen, die mit Elektro- oder Verbrennungsmotor angetrieben waren, Reifen, Ersatzteile oder ganze Werkzeugwagen hin- und hergefahren. Sie machten mit Hupen, Pfeifen oder Schreien auf sich aufmerksam, wenn sie nicht schnell genug durch kamen. Den Personentransport hatte ein Club für Militärfahrzeuge übernommen, wo Fahrer, Mechaniker und VIPs in Jeeps oder Mannschaftstransportern gefahren wurden. Alle Fahrer hatten hier stilgerechte Militäruniformen an und oft konnte man auch hören, wie ein Offizier als Beifahrer sich mit der Trillerpfeife Platz auf den Gassen schaffte.
Ab 15 Uhr startete dann das Training und man konnte erstmalig die interessanten Fahrzeuge auf der Rennstrecke sehen. Wir hatten uns vor der Dunlop-Kurve im Schatten postiert und konnten hier so manchen spektakulären Dreher erleben. Bis tief in die Nacht ging das Training, doch wir verabschiedeten uns irgendwann, denn wir wollten am Samstag schon wieder früh an der Rennstrecke sein.
Am frühen Morgen fanden wir uns wieder am BMW-Stand ein. Der Club hatte für uns einen Kühlschrank organisiert, in dem wir unsere Getränke kühlen konnten. Dafür sagen wir noch einmal ganz herzlich Danke, denn bei der Hitze schmolz man einfach nur so dahin und die gekühlten Erfrischungen erweckten unsere erschlaffenden Lebensgeister wieder.

Eintreffen am BMW-StandViele Kontakte

Ich wollte einige französische GLAS Clubmitglieder auf dieser Veranstaltung finden. So machte ich mich mit Eric auf die Suche. Nach einigen ergebnislosen Anläufen auf dem großräumigen Gelände trafen wir Jacques Paquereau am BMW-Stand. Er hat ein 1204 Cabrio und möchte es restaurieren. Dafür musste der 1204 von Bernd Ollendorf für viele Fotos herhalten. Jacques ist auch Mitglied im Hotchkiss-Club und führte uns dort zu Marc-Antoine Colin, von dem wir in der GCN bereits viele französische Berichte über GLAS abgedruckt haben. Er war vor einigen Jahren aus dem GLAS Club ausgetreten - doch an diesem Tag trat er wieder in den Club ein.
Wir besichtigten noch die Hotchkiss-Fahrzeuge der beiden Herren und gingen zurück zum BMW-Clubstand. Dort waren inzwischen Frau Dr. Schulenburg und Herr Nohl von BMW Classics aus München eingetroffen. BMW Classics hatte in der Nähe ein großes Zelt, in dem hauptsächlich verschiedene originale Art-Cars ausgestellt wurden.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Cedric Le Maux-Chansac war mit Schwiegervater eingetroffen. Er hat von seiner Mutter ein GT Cabrio bekommen und will es restaurieren. Da standen natürlich Fachgespräche mit Jürgen Wendt und Herbert Strick an, die mit ihren GT Cabrios hierher gefahren waren. Auf jeden Fall wurden die Cabrios von allen Seiten innen und außen fotografiert.
Für Julien Gaudy reichte es leider nur zu einem ganz kurzen Gespräch. Er ist Mitglied bei uns und Präsident beim BMW-Club Horizon 2002. Dort findet man viele junge Mitglieder und hauptsächlich BMW 02 und einige 1600 GT. Auch Michel Leluin stieß zu uns. Er ist seit 1983 Mitglied im GLAS Club und restauriert immer noch den BMW GT, über den er in einer der letzten GCN berichtet hat.
Am Samstag Abend traf Eric noch Christian Bremaud an der Rennstrecke, der einen BMW GT restauriert
Mit Michel Vaurie besuchte uns das letzte Clubmitglied am BMW-Stand. Er war früher GLAS-Händler und hat ISARD und 04 verkauft. Er hat uns versprochen, einen Bericht aus seiner GLAS-Zeit zu schreiben. Yves Bracard, unser neues Mitglied mit einem BMW 1600 GT hatte uns eine Nachricht hinterlassen, aber wir haben ihn leider verpasst.

Das Rennen

Das RennenSo verging der Tag sehr schnell und um 16 Uhr wurde das erste Rennen gestartet. Stündlich kam eine neue Gruppe, bis alle sechs vorbei waren. Dann fing es wieder von vorne an.
Wir verfolgten die Rennen gespannt bis 22 Uhr. Dann fuhren wir 15 km zurück zum Hotel und nahmen unser Abendessen ein. Doch die Nacht war noch nicht gelaufen. Um 24 Uhr wollten einige noch einmal zurück zur Rennstrecke, um das Nachtrennen zu verfolgen. Also brach eine kleine Gruppe auf, doch sie konnte nur mit großen Schwierigkeiten unseren Parkplatz finden. Die normalen Eingänge waren geschlossen und so musste man sich so durchfragen. Einfacher gesagt als getan, wenn man nicht Herr der französischen Sprache ist. Einmal landeten die Nachtschwärmer auf dem Biwakplatz der Militärfahrzeuge und ihnen wurde das Gefühl vermittelt, mitten im Krieg zu sein. Neben den unterschiedlichen Fahrzeugen waren auch authentische Zelte aufgebaut, die Soldaten in Uniform waren ja sowieso selbstverständlich. Aber schließlich erreichten sie doch ihr Ziel und sie konnten die gleißenden Scheinwerfer und die Flammen aus den Auspuffrohren verfolgen. Um 4 Uhr am Morgen waren dann alle wieder zurück.
Am Sonntag fuhren wir gegen 8:30 Uhr zur Strecke und beobachteten das restliche Rennen.

Resümee

Von rechts stehend: Michel Vaurie, Jacques Paquereau und der Präsident vom Hotchkiss Club J.P. VilatteSo ging ein wunderbares und aufregendes Wochenende zu Ende. Wir haben mit zwei GLAS GT Coupé und zwei Cabrios sowie einem 1204 Cabrio, einer 1700er Limousine und mit französischer Unterstützung einem BMW 1600 GT und einem BMW (2600) GLAS V8 viel Aufmerksamkeit bei den französischen und internationalen Zuschauern erreicht. Die Informationen über GLAS und GLAS Club in französisch und deutsch wurden viel gelesen. Viele Gespräche wurden in deutsch, französisch, englisch, aber auch mit Händen und Füßen geführt.
Auf dem Rückweg besuchten wir auf einem Schrottplatz noch ein verschollenes GLAS GT Cabrio zwischen den Disteln, doch leider war es gerade verkauft worden.
Uwe Gusen