Also nix wie los, auf nach Bad Windsheim!
Die Vorbereitungen in der heimischen Werkstatt liefen auf Hochtouren: Motor checken, Kupplung einstellen, Zündung ebenfalls, Lack auf Hochglanz polieren, Trailer bestellen. Zwei Tage vorher Trailer abholen, verladen, Koffer packen. Los ging die wilde Fahrt bereits am Donnerstag, da wir noch einen Zwischenstopp in Volkach an der Mainschleife eingelegt haben, nicht ohne die bewundernden Blicke einiger Passanten und der Hotelgäste auf sich zu ziehen.
Was ist das denn für ein Auto ? Ein Trabbi, ein Lloyd, ein Borgward? Nein nein, liebe Leute, hier handelt es sich um einen Isar T 700! Am Freitag gegen Mittag erreichten wir das Hotel Residenz Bad Windsheim, wo extra vor dem Hoteleingang die Ausstellungsfläche für die Isars reserviert war. Dort fanden sich dann im Laufe des Tages neben den klassischen Modellen in Zwei-Farben-Lackierung auch ein Kombi, ein Gespann mit Wohnwagen ein Rechtslenker aus England sowie ein umgebauter Pick-up ein. Der restliche Parkplatz füllte sich mit allen anderen Typen der GLAS-Familie, schön getrennt und daher übersichtlich. Nach dem Einchecken am Club-Counter und im Hotel machten wir uns bereit für den gemütlichen Abend im Freilichtmuseum, welches wir nach einem gemächlichen Fußmarsch in lauer Abendluft durch den Kurpark und die Altstadt erreichten. In einem, nach einem Brand neu wieder aufgebauten , historischen Gebäude wurde vor unseren Augen ein Spanferkel tranchiert, welches wir uns gut schmecken ließen. Die Stimmung war bereits an diesem Abend sehr gut, manches Mal ging es turbulent und albern zu, nicht zuletzt deshalb, weil man sich seit einem Jahr nicht gesehen hatte und in Erinnerungen der letzten Jahrestreffen schwelgte. Ja, so ist es immer: man sieht sich längere Zeit nicht und doch ist der Zusammenhalt so groß, als ob man sich wöchentlich trifft.
Der nächste Vormittag stand im Zeichen des Teilemarktes. Neben den üblichen „Verdächtigen" die ganze Wohnmobilladungen von Kleinteilen zu den Jahrestreffen gegen den Widerstand der Gattin befördern, waren auch Anbieter von Karosserieteilen, Büchern und T-Shirts mit einem Stand vertreten. Selbstverständlich gab es auch schon die viel zitierten Benzingespräche vor den Objekten der Begierde sowie den ein oder anderen nützlichen Tipp der Typenreferenten. Ein besonderer Dank an dieser Stelle geht an Franz Erber, der sich mutig mit dem Isar auf Probefahrt begeben und mit einem Schraubenzieher bewaffnet kleine Einstellungen auf dem Lidl-Parkplatz in Bad Windsheim vorgenommen hat. Nach einem kleinen Imbiss, einer Leberkäs-Semmel am Getränkestand, erfolgte die erste Ausfahrt über 35 Kilometer durch die schöne Umgebung. Zielpunkt war der Frohsinnshof in Oberntief. Hier halten die Vereinsmitglieder das bäuerliche Anwesen auf dem Stand der guten alten Zeit. Neben landwirtschaftlichem Gerät und Handwerksutensilien zeugte auch der Fuhrpark mit alten Lanz-Bulldog, Motorrädern und vierrädrigen Oldtimern vom liebevollen Umgang der Vereinsmitglieder mit den Gegenständen des Museums. In dem Innenhof gab es für alle Teilnehmer Kaffee und Kuchen. Die Portionen waren so reichhaltig, dass es gut bis zum Abend reichen sollte.
Die Ausfahrt , so zusagen als Generalprobe des Rosenheimer-Abbiegesystems für den Sonntag, endete gegen 16 Uhr am Hotel, wo anschließend die Mitgliederversammlung abgehalten wurde. Schon vor 20 Uhr war der Tagungssaal gut besetzt, denn alles wartete auf den Beginn des 50er und 60er-Jahre-Abends. Die Veranstalter hatten liebevoll die Tische mit Decken und Geschirr aus dieser Zeitepoche gedeckt, auf der Bühne war ein Wohnzimmer mit Clubsesseln, Tütenlampen, Radio und vielen anderen Dingen ausgestellt. Als Highlight stand ein Goggo Roller vor der Bühne. Nicht wenige Teilnehmer waren auch entsprechend angezogen: vom sogenannten Buschhemd bis zum Kulenkampff-Sakko war bei den Herren alles vertreten, einige Damen kamen in Pettycoat und Ausgehkleid samt Handschuhen stilecht daher und boten ein farbenfrohes Bild. Noch farbenfroher ging es zu, als Tanzgruppe eines Faschingsvereins in Kostümen der Wirtschaftswunderzeit zu einem Medley der Hits eben aus dieser Zeit auftrat. Peter Kraus, Manuela, Elvis Presley, Bully Bulan, Trude Herr und viele andere Persönlichkeiten sangen ihre Schlager und alle Gäste sangen und tanzten fröhlich mit. Erst nach einer längeren Zugabe wurde die Tanztruppe verabschiedet. Wie immer nach einer relativ kurzen Nacht stand am Sonntag um 9.30 Uhr die große Ausfahrt auf dem Programm. Wie heißt es so schön, wenn die Generalprobe vermasselt wird, dann glückt die Premiere. So war es dann auch. Komplikationslos, Dank Rosenheimer Abbiege, deren System nun auch die internationalen Gäste Dank des Dolmetschers Rolf Konen verstanden hatten, erreichten alle Teilnehmer nach ungefähr 50 Km den Zwischenstopp in Auernhofen. Bei einer fränkischen Vesper auf dem Winzerhof Stahl stärkten sich alle Teilnehmer in der strahlenden Mittagssonne, bevor die Fahrt in Richtung Bad Neustadt weiterging. Dort erwartete uns im Schlosshof der Gartenbauverein, dessen Damen unermüdlich Kuchen und Torten gebacken hatten. Auch hier waren die Portionen sehr reichlich und die „Süßen" unter den Teilnehmern befanden sich im El Dorado der Konditoren. Da am gleichen Tag auch das Schlossfest gefeiert wurde, kamen wir sogar in den Genuss von Livemusik. Ein Trio mit Teufelsgeige, Tuba und Schifferklavier gab sich ein Stelldichein bei uns.
Nachdem sich alle vom Kuchenessen erholt hatten, gab der Bürgermeister von Bad Neustadt nach einer kurzen Ansprache das Startsignal zur Weiterfahrt unseres Corsos. 120 Fahrzeuge, von der Goggo Limousine bis zum V8, machten sich auf den Weg zur letzten Etappe, der Rückkehr nach Bad Windheim. Nun noch schnell etwas ausruhen, duschen, umziehen und auf zum Gala-Abend, der pünktlich um 20 Uhr begann. Höhepunkt des Abends war die Überreichung der „Glocke". Eigentlich sollte Rolf Konen den „GLAS-Club-Pannemann" erhalten, er konterte aber galant in Richtung Heribert Füchsl. Dieser hatte nämlich binnen 90 Minuten vor der Abfahrt zum Jahrestreffen eine Wasserpumpe aus- und wieder eingebaut und somit gelang ihm doch noch die Anfahrt und Teilnahme am Jahrestreffen 2008. Wollen wir hoffen, dass auch die Rückfahrt reibungslos verlief. Apropos Rückfahrt. Leider stand auch für uns die Rückfahrt schon am Pfingstmontag an, da am Dienstag ein Familienfest in Westfalen stattfinden sollte. So kann an dieser Stelle leider nicht von der Ausfahrt am Montag berichtet werden. Auch bei uns gestaltete sich die Rückfahrt problemlos. Trailer an das Auto bummeln, Isar verladen und los ging es Richtung Norden.
Nun fragen sich einige, wer denn das alles hier niedergeschrieben hat. Ich war es, der Isar T 700 mit dem Kennzeichen RZ GO 660. Meinen Besitzern hatte ich im letzten Jahr vor dem Treffen in Münster einigen Kummer gemacht. Erst hat meine Kurbelwelle gestreikt, als diese erneuert war, hat die Elektrik ihren Geist aufgegeben. So konnte ich erst in diesem Jahr nach einer Vollrestauration mein Debüt bei einem Jahrestreffen geben. Ach übrigens, ein kleines Schnippchen habe ich meinen Besitzern doch noch geschlagen: nach dem Herunterfahren vom Trailer in Winsen habe ich keine richtige Lust gehabt, auf eigener Achse nach Hause zu rollen. Obwohl ich mir richtig Mühe gemacht habe und nicht angesprungen bin, ist mir mein Besitzer auf die Schliche gekommen. Der hat dann auf dem Hof des Trailer-Verleihs flugs meine Kontakte und die Zündung neu eingestellt und dann musste ich doch noch selber fahren. Das war es also, mein erstes Jahrestreffen und gleichzeitig der 50. Geburtstag meiner Modellreihe. Das Wetter war prima, die Teilnehmer wie immer sehr nett und die Veranstalter haben super Arbeit geleistet. Hut ab. Vielleicht sehen wir uns in Salzburg 2009 wieder? Mich würde es freuen.
Euer ISAR T 700.
Sabine Palasz